Von Westen aus gesehen ist für viele Urlauber jenseits von Dresden und der benachbarten Sächsischen Schweiz kein Platz mehr für Entdeckungen. Fernzüge aus Frankfurt enden allesamt in „Elbflorenz“. Die Region bis zur polnischen Grenze bleibt für viele Terra Incognita. Höchstens wird aufgrund der überragend restaurierten und denkmalgeschützten Altstadt Görlitz an der Oder erwähnt. Bautzen kenne ich vom Namen schon lange wegen des ehemaligen Stasi-Gefängnisses, das ich bereits 2009 auf der Durchreise besuchte.  Schon damals dachte ich mir, dass die Stadt zu Unrecht so unbekannt bzw. verkannt ist. Jedenfalls erscheint die Stadt „aufgeräumt“, wie man so schön sagt. Zittau ist wohl die entlegenste Stadt Deutschlands. Selbst von Dresden aus schafft man es garantiert nicht in einer Stunde, dorthin zu kommen. Wer sehr schnell unterwegs ist, braucht zumindest 90 Minuten. 2019 besuchte ich das benachbarte Zittauer Gebirge, das von der Silhouette eine besondere Aura ausstrahlt. Ich kenne kein Mittelgebirge in Deutschland, das sich so schön im wahrsten Sinne des Wortes abzeichnet. Die Linie, die den Kamm des Gebirges bildet, ist aus der Ferne so schön geschwungen, dass sie wie eine unverwechselbare Signatur daherkommt. Auch wenn die Erhebungen der Sächsischen Schweiz öfter auf Leinwände gebannt sein mögen, so ist der hinterste Winkel Deutschlands lauschiger und geheimnisvoller. Besondere Felsformationen gibt es dort übrigens auch.  Dass der höchste Gipfel (793m) des Zittauer Gebirges Lausche (tschechisch: Luž) heißt, ist dabei eine schöne Pointe.  Seit dem Sommer 2020 gibt es auf dem Gipfel auch einen beachtlichen Aussichtsturm. Die im Gebirge gelegenen Orte Oybin (mit ehemaliger imposanter Burg- und Klosteranlage) und Jonsdorf könnten gewiss einen Bildband füllen, bestehend aus den regionaltypischen, dekorativ aussehenden Häuserfassaden. Für touristische Highlights der Region verweise ich gerne auf einen Reiseblog.

Als Übernachtungsmöglichkeit empfehle ich den Gutshof Schirgiswalde, der all das bietet, was man für einen Kurzurlaub braucht. Ein junges, dynamisches Team, das den Austausch der Anonymität vorzieht, bietet dort seit 2020 elf Ferienwohnungen unterschiedlicher Größe an. Zum Entspannen gibt es draußen und drinnen mehr als genug Platz. Pferdestall und -koppel nebenan erlauben überdies wertvolle Begegnungen zwischen Menschen und Tier. Dieser Rückzugsort kann auch als „Location“ herhalten: Ein Hochzeitspaar erzählte mir, dass es tags zuvor auf dem Gutshof gefeiert und die ganze Festgesellschaft vor Ort untergebracht habe, was in der Region nur an wenigen Unterkünften möglich sei. Der Frühstücksraum ist in der Tat ideal für größere Veranstaltungen, ohne dass gleich von Events die Rede sein muss.

Gutshof Schirgiswalde
Gutshof Schirgiswalde, von der Einfahrt aus gesehen.

Schirgiswalde ist neben seiner idyllischen, hügeligen Lage mit dem auffallenden Eisenbahnviadukt und den malerisch in ihre Umgebung eingebetteten Sakralbauten auch ein strategisch günstiger Ort, da man von dort leicht in alle Richtungen (eine knappe halbe Autostunde südlich von Bautzen) kommen kann. Sehenswert ist auch im Hinblick auf die immer noch bestehenden Tagebauaktivitäten im nördlichen, flachen Teil der Oberlausitz die Energiefabrik Knappenrode, wo bis in die 90er Jahre Briketts hergestellt wurden.

Schirgiswalde
Schirgiswalde von oben (Panoramablick)


Zum Schluss noch ein kulinarischer Tipp.  Ca. 3 km entfernt gibt es in Sohland an der Spree direkt an der B98 das „Brauhaus am See“, das mit „Zippel-Bier“ aufwartet. Von Donnerstag bis Sonntag ist es geöffnet. Wenn man bedenkt, dass es weit ab von wirklich großen Ortschaften liegt, zählt es auf Laufkundschaft auch von weither. Möge das Unternehmen ein glückliches Händchen haben!

Vielen Dank an den Gutshof Schirgiswalde für die eine oder andere wertvolle Information und natürlich die Gastfreundschaft. Mehr Informationen zu dieser außergewöhnlichen Unterkunft sind in einem anderen Blog zu finden.